Du hast Hashimoto und möchtest allem so richtig gründlich auf den Grund gehen? Dann wirst Du früher oder später mit dem Thema Leaky Gut (auf Deutsch: löchriger Darm) in Kontakt kommen. Du wirst verstehen, wie dieser löchrige Darm Deine Hashimoto-Erkrankung begünstigt.
Warum gibt es Löcher im Darm?
Könnte man den menschlichen Darm mit allen seinen Schlaufen, Buchten, Säumen, Bürsten usw. flach ausbreiten, so würden wir auf eine Fläche von ungefähr 400 Quadratmetern schauen. Und so groß ist auch die Berührungsfläche des Darms mit unserer Umwelt. Man könnte auch sagen: was im Darm ist, ist nicht richtig im Körper.
Damit wir aber Nährstoffe aus der Nahrung über den Darm aufnehmen können, muss der Darm Löcher haben. Richtig?
Genau. Das System ist aber etwas komplizierter. Denn diese “Löcher” sind bei einem gesunden Menschen nicht die ganze Zeit geöffnet. Ausgeklügelte und miteinander abgestimmte Abläufe in unserem Darm sorgen dafür, dass sich kleine Durchlässe für kurze Zeiträume öffnen, um hilfreiche Nährstoffe in unseren Organismus zu lassen. Danach macht die Darmwand wieder dicht, denn nicht alles, was in unserem Darm ist, sollte auch in unsere Blutbahn und damit in unseren Körper gelangen. So ist es im “Bilderbuch der menschlichen Gesundheit” beschrieben. Aber es läuft nicht immer ideal…
Zu viele und zu große Löcher im Darm
Verschiedene Einflussfaktoren stören unsere Darmgesundheit. Das führt dazu, dass das Gleichgewicht der gesunden Bakterien gestört wird und die Darmschleimhaut nicht mehr optimal funktioniert.
Eine gestörte Darmschleimhaut besteht aus beschädigten Epithelzellen. Diese stellen keine ordentliche Barriere für Stoffe dar, die normalerweise nicht durch sie hindurch gelassen werden sollten.
Einerseits gelangen die schädlichen Stoffe durch die Epithelzellen hindurch in unseren Organismus und andererseits geschieht dies auch, indem die Zellzwischenräume zwischen den einzelnen Zellen – die sogenannten Tight Junctions – nicht richtig dicht sind.
Diese krankhaft gestörte Darmbarriere wird auch Leaky Gut genannt, weil durch die vielen “Lecks”, die zu lange geöffnet sind, unerwünschter Darminhalt in die Blutbahn gelangt. Dabei handelt es sich unter anderem um Stoffe, die in unserem Körper Schaden anrichten können.
Ein kurzes Eintauchen in Details unserer Verdauung
Was kommt denn jetzt alles durch diese unnötig durchlässige Darmwand? Dazu möchte ich dir gern etwas mehr über Deine Verdauung erzählen.
Jeder Bissen wird an verscheidenen Stellen unseres Verdauungssystems auf unterschiedliche Art und Weise verarbeitet. Es fängt im Mund an. Hier kauen wir unsere Lebensmittel. Zugegeben, die eine kaut mehr, die andere weniger. Wobei gründliches Kauen hilft, die Nahrung zu zerkleinern. Und sehr klein, winzig klein sollte sie sein, damit unser Darm die allerkleinsten Bausteine unserer Nahrung in die Blutbahn aufnehmen kann.
Im Prinzip besteht unsere Nahrung aus Nährstoffen, nämlich Makronährstoffe und Mikronährstoffe. Die Makronährstoffe sind gewissermaßen die Hauptbausteine. Sie machen das meiste Volumen unserer Mahlzeiten aus. Zu den Makronährstoffen gehören Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette.
Dann hätten wir noch die Mikronährstoffe. Sie machen einen viel kleineren Teil unserer Nahrung aus, sind aber deswegen nicht unwichtig. Mikronährstoffe sind sozusagen die Begleitstoffe der Makronährstoffe. Zu ihnen gehören Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe.
Zusätzlich zu Makro- und Mikronährstoffen gibt es natürlich auch noch das Wasser, das eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit spielt.
Während der Verdauung werden die Makronährstoffe aus den verzehrten Lebensmitteln in ihre kleinsten Bestandteile aufgespalten. Bei Kohlenhydraten sind das die Einfachzucker, zum Beispiel Fruktose oder Glukose. Bei Eiweißen sind das die Aminosäuren wie zum Beispiel Cystein, Glycin oder Histidin. Bei Fetten sind das die Fettsäuren wie zum Beispiel die Stearinsäure als gesättigte Fettsäure, die Ölsäure als einfach ungesättigte Fettsäure oder auch die Alpha-Linolensäure als mehrfach ungesättigte Fettsäure.
Im Zuge der Aufspaltung der Makronährstoffe werden auch die Mikronährstoffe freigesetzt, die in der Regel nicht weiter aufgespalten werden müssen.
Kaputt und dadurch dauerhaft in Aktion
In seine kleinsten Bestandteile aufgespalten kann unser Organismus normalerweise leicht entscheiden, ob ein Stoff in ihn hinein darf oder mit dem Stuhl ausgeschieden wird. Wenn die Darmschleimhaut nur noch eingeschränkt ihre Barrierefunktion ausüben kann, kommen sowohl Giftstoffe als auch unvollständig verdautes Eiweiß leichter in unseren Körper. Das hängt damit zusammen, dass das Öffnen und Schließen der kleinen Türchen nicht mehr zuverlässig funktioniert und die Durchgänge übermäßig offen gehalten werden.
Giftstoffe und unvollständig verdautes Eiweiß kommen allerdings nicht unerkannt in die Blutbahn. Unser Immunsystem nimmt diese Dinge als Eindringlinge wahr und versucht, sie zu bekämpfen. Dazu produziert es beispielsweise Antikörper. Diese Antikörper sind dafür da, sich an den identifizierten Schädling zu heften und ihn damit für eine Beseitigung zu kennzeichnen. Alle so gekennzeichneten Eindringlinge können in einem nächsten Schritt vernichtet werden.
Wenn ein löchriger Darm vorliegt, können jeden Tag und zu jeder Mahlzeit solche Störenfriede in unseren Organismus gelangen. So wird das Immunsystem quasi dauerhaft auf Trab gehalten. Denn es kommen immer wieder Stoffe an, die vom Immunsystem als Feinde gekennzeichnet und vernichtet werden wollen. Allerdings ist unser Immunsystem nicht dafür ausgelegt, dauernd in Aktion zu sein. Im Falle eines löchrigen Darms ist es sozusagen daueraktiv. Es fehlt die Pause, die auch das Immunsystem zur Regeneration benötigt.
Gluten – die Zusatzproblematik bei Hashimoto
Gluten spielt im Zusammenhang mit dem löchrigen Darm und der Hashimoto-Erkrankung eine wichtige Doppelrolle:
- Es begünstigt den löchrigen Darm.
- Es begünstigt die Zerstörung des Schilddrüsengewebes.
Vor ein paar Tagen hatte ich in meinem Artikel “Wie Dir Gluten Deine Energie raubt” schon darüber geschrieben. Gluten führt dazu, dass im Darm vermehrt Zonulin freigesetzt wird. Zonulin wiederum fungiert als Botenstoff und bringt die Darmschleimhautzellen dazu, die Tight Junctions übermäßig zu öffnen. So trägt Gluten maßgeblich dazu bei, den Darm krankhaft durchlässig zu machen.
Durch diesen durchlässigen Darm gelangt nun allerlei Störendes in unsere Blutbahn, Gluten selbst natürlich auch. Es wird dort vom Immunsystem als Schädling identifiziert und mit Antikörpern markiert, sodass es entsorgt werden kann. Interessanterweise ähnelt die Eiweißstruktur von Gluten der Struktur unseres Schilddrüsengewebes. Dr. Sarah Ballantyne beschreibt es so, dass Antikörper nur eine relativ kleine Sequenz von Aminosäuren einer Eiweißstruktur erkennen können, nämlich eine Kette von etwa 15 Aminosäuren.1 Unser Körper ist aber viel komplexer und so sind Ketten von mehreren Hundert Aminosäuren keine Seltenheit. In einer sehr langen Kette einer Eiweißstruktur ist also die Abfolge von 15 Kettengliedern genau gleich. Da haben wir die Verwechslung zwischen Gluten und unserem Schilddrüsengewebe.
Jetzt haben also die Gluten-Antikörper das Schilddrüsengewebe markiert. Anschließend wird das so markierte Gewebe von unserem eigenen Immunsystem zerstört. Im Ergebnis sprechen wir von Hashimoto-Thyreoiditis, bei der nach und nach die Schilddrüse immer kleiner wird und immer weniger der lebenswichtigen Schilddrüsenhormone herstellen kann.
Finde Deine Auslöser mit meiner Hashimoto-Checkliste
Der löchrige Darm ist eine ganz wichtige “Baustelle” auf dem Weg zu mehr Wohlbefinden mit Hashimoto, oder auch um Hashimoto zu vermeiden. Kümmere Dich um Deinen Darm und Du hast einen entscheidenden Schritt zu mehr Gesundheit unternommen!
Gleich heute kannst Du anfangen, Gluten aus Deiner Ernährung zu streichen. Für manche Menschen ist dies komplett ausreichend und sie fühlen sich dadurch wieder großartig. Für andere ist es eines von vielen Werkzeugen, um wieder das Leben zu führen, das sie sich erträumt haben.
In meiner gratis Hashimoto-Checkliste habe ich die fünf wichtigsten und alltäglichen Dinge beschrieben, die bei Hashimoto einen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben. Vielleicht erkennst Du darin ein paar Anregungen für Deine eigene Reise zu mehr Lebensfreude?
1 Dr. S. Ballantyne 2016. Die Paläo-Therapie: Stoppen Sie Autoimmunerkrankungen mit der richtigen Ernährung und werden Sie wieder gesund. 39
Foto: Joanna Kosinska @ Unsplash
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Franziska hat sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autoimmunerkrankung(en) spezialisiert. Dabei richtet sie ihr Handeln an der menschlichen Natur aus: jeder Schritt zu "mehr Mensch" ist ein Schritt in Richtung gesteigerter menschlicher Gesundheit. Das bedeutet auch, durch gesunde Ernährung und Lebensweise Krankheiten möglichst gar nicht erst zuzulassen. Franziskas Artikel liefern nicht nur Wissen sondern auch Rezeptideen, denn sie ist durch ihre eigene gesundheitliche Reise zu einer kreativen Köchin geworden.
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