Warum macht es Sinn, auch die Essenspausen wertzuschätzen? Weil die Zeit zwischen den Mahlzeiten so wichtig ist und wir sie regelrecht brauchen.

“Essen Sie nur zweimal am Tag!”
Diesen Rat bekam ich vor einigen Jahren von meinem Endokrinologen. Ich hatte ihn gefragt, was ich in Bezug auf die Ernährung tun könnte, um meine Gesundheit positiv zu beeinflussen. Sein zweiter Tipp war “Essen Sie jeden Tag Fleisch!” – den besprechen wir ein anderes Mal, versprochen!
Damals jedenfalls konnte ich es mir nicht vorstellen, nur zweimal am Tag zu essen. Hatte ich doch ständig Hunger, von dem Zeitpunkt, an dem ich aufwachte, bis ich abends müde ins Bett fiel.
Meine Unterhaltung mit diesem Arzt konnte ich leider nicht fortsetzen. Du weißt ja: Ärzte haben oftmals nur wenig Zeit für die einzelne Patientin. Seine Begründung hätte mich schon sehr interessiert. Und auch Tipps, wie ich dahin kommen könnte, das anzuwenden und auch noch gut zu finden.
Heute – nach ungezählten Gesundheitsbüchern, die ich verschlungen habe und Ausbildungen als Gesundheitscoach – weiß ich, warum die Essenspausen so wichtig sind. Und ich praktiziere sie auch: an den meisten Tagen esse ich sogar nur einmal am Tag und finde das auch noch Klasse!
Ein Blick auf unsere Vergangenheit
Pausen zwischen den Mahlzeiten gehören seit jeher zu unserem menschlichen Leben: Versuche doch einmal, Dir das Leben vor etwa 20.000 Jahren vorzustellen.
Die Durchschnittstemperatur auf der Erde war etwa 5°C kälter als heute. Insgesamt war es also viel kühler im Vergleich zu unserer modernen Welt. Und trockener. Dadurch gab es auch eher Wiesen und Weiden als tropische Wälder.
Was fanden wohl die damaligen homo sapiens als Nahrung vor? Und was fanden sie speziell im Winter? Was aßen sie also?
Pflanzen konnten wir hauptsächlich in der warmen Jahreshälfte finden – obwohl diese im Vergleich zu heute aufgrund der geringeren Temperatur bestimmt auch im Sommer spärlicher zur Verfügung standen. Sicherlich gab es – Sommer wie Winter – Weidetiere, die wir Menschen gejagt und verzehrt haben. Ziemlich wahrscheinlich ist auch die Tatsache, dass wir nicht jeden Tag Jagdglück hatten.
Ich denke, dass wir Menschen an erfolgreichen Jagdtagen sehr viel gegessen haben. Interessanterweise verfügen wir nämlich über einen recht großen Magen. Er bietet ein Fassungsvermögen von 1,2 bis 1,6 Litern. Das heißt, wir nahmen wahrscheinlich ziemlich große Mahlzeiten zu uns, um danach wieder einige Zeit ohne Nahrung zu leben. Einige Stunden, einige Tage oder sogar einige Wochen. Denn es gab nicht zu jedem Zeitpunkt etwas zu essen.
So haben wir ganz automatisch immer wieder gefastet.
Essenspausen in unserer modernen Zeit
Heutzutage ist ein Fasten gar nicht so automatisch oder einfach umzusetzen: nahezu an jedem Ort und zu jeder Zeit haben wir Zugang zu Essen. Da gibt es komplette Mahlzeiten oder auch Snacks. Und die machen es richtig schwierig, zu widerstehen. Die meisten Angebote sehen ja auch zum Reinbeißen aus!
Wusstest Du, dass bereits beim Anblick von Essen bestimmte Verdauungsenzyme und auch Hormone ausgeschüttet werden? Die bereiten Dich quasi auf die gleich ankommende Speise vor. So wird die Verdauung initiiert, was es zusätzlich schwer macht, an einem Angebot von Essen vorbei zu gehen.
Vor langer Zeit, als das Essen eben nicht im Überfluss angeboten wurde, war dies ja auch eine wichtige Körperfunktion. Wir sollten einfach die eher seltenen Gelegenheiten nicht verpassen, wenn es etwas Essbares gab.
Heute wissen wir, dass zu häufiges Essen mit gesundheitlichen Problemen im Zusammenhang stehen kann.
Die pausenlose Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln hat eine Kultur begünstigt oder sogar geschaffen, die eher auf das Essen an sich als auf den Körper ausgerichtet ist.
Der homo sapiens in uns braucht Essenspausen
Bezogen auf unsere Art stecken wir immer noch in der Steinzeit. Das kommt daher, dass mit unserer Sesshaftwerdung, mit der Zivilisation und mit den technologischen Entwicklungen, die seither statt fanden, der Selektionsdruck weggefallen ist. Wir als Art haben keine wirklichen Bedrohungen wie zum Beispiel durch Raubtiere zu befürchten.
Obwohl es sicherlich eine genetische Vielfalt gibt, konnte sich keine bestimmte menschliche Genkombination besonders durchsetzen. Und die Zivilisationskrankheiten der modernen Zeit – inklusive Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis – hindern uns bisher nicht an unserer Fortpflanzung. Jedenfalls nicht, wenn wir die ganze Art der homo sapiens betrachten.
Wir Menschen haben uns in den Millionen Jahren unserer Entstehungsgeschichte an Umgebungen angepasst, in denen Nahrungsmittelknappheit einfach häufig gegeben war. Erst in unserer jüngsten Geschichte hat sich das Gleichgewicht von dieser Knappheit in Richtung regelrechter Nahrungsmittelschwemme verschoben. Insbesondere in der westlichen Kultur.
Wie wäre es, wenn wir wieder mehr auf unseren Körper hören würden und immer mal wieder Nahrungsmittelknappheit simulierten? Dann würden wir nämlich ein Stück dichter an unsere menschliche Natur herankommen. Und das hieße, auch mehr Gesundheit und Wohlbefinden für uns selbst zu erreichen.
Wir können so am eigenen Leib spüren, wie unser Körper Nahrung verstoffwechselt, Fett verbrennt und sich auf zellulärer Ebene selbst repariert.
Den Fokus hin zum Fasten verschieben
Wenn wir es also schaffen, den Fokus von den täglichen Speisen wegzuschieben und uns mehr auf das Fasten – auf die Zeit zwischen den Mahlzeiten – zu konzentrieren, dann werden wir gleichzeitig sensibilisiert. Wir spüren dann viel besser, wann unser Körper tatsächlich Nahrung benötigt.
Was sind Essenspausen? Was ist Fasten?
Fasten, das sind Essenspausen. Also das vollständige Weglassen von zugeführter Energie (Kalorien) für eine bestimmte Zeit.
Und je nachdem, wie lange der Fastenzeitraum ist, ist dies der einzige Weg, eingelagerte Energiereserven (auch bekannt als Fettpölsterchen) anzugreifen und abzubauen.
Das heißt, wenn Du nicht isst, bekommst Du im Normalfall immer noch Energie. Diesmal kommt sie nur nicht aus dem Kühlschrank. Die Energiequelle ist viel dichter an Dir dran. Oder besser gesagt schon in Dir drin.
Man könnte auch sagen, wir sind ein wandelndes Büffet, das durch Fasten immer wieder leer geräumt wird.
Gezielte Mahlzeiten unterbrechen das Fasten. Dabei fasten wir ganz automatisch jeden Tag oder vielmehr jede Nacht, wenn wir schlafen. Zusätzlich fasten wir in der Zeit zwischen den Mahlzeiten.
Ist Fasten okay?
Eine natürliche oder intuitive Haltung dem Fasten gegenüber bedeutet, nichts zu essen, so lange es sich gut anfühlt. Das bedeutet auch, die Essenszeiten flexibel zu gestalten und nur dann zu essen, wenn Du wirklich spürst, dass Dein Körper Nahrung benötigt. Das ist die Grundlage.
Genieße die Pausen zwischen Deinen Mahlzeiten! Dein Körper hat unendliche Reserven in seinen Fettdepots, selbst wenn Du schlank bist. Außerdem gibt er Dir Signale, wenn er bereit für die nächste Mahlzeit ist.
Essenspausen von ein paar Stunden, einem halben Tag oder einigen wenigen Tagen stellen – mit etwas Umstellungszeit – kein Problem dar! Wie befreiend ist es zum Beispiel zu fasten, wenn das aktuelle Nahrungsangebot nicht Deiner Vorstellung einer gesunden Ernährung entspricht! Du musst nichts essen, nur weil es im Kalender steht oder weil Du es Dein ganzes Leben bisher so gemacht hast. Dein Körper ist dafür gemacht und verlangt danach, Pausen zwischen den Mahlzeiten zu bekommen!
Dein Einstieg ins Fasten
Probiere es aus zu fasten – Du wirst merken, dass es wirklich einen Unterschied macht!
Allerdings rate ich Dir, nicht “einfach so” loszufasten. Es könnte sein, dass Du damit Deinen Körper überforderst.
Insbesondere, wenn Du zurzeit eine ganz normale “westliche Standardernährung” praktizierst, kann die Idee des Fastens nach hinten losgehen. Dann fühlt es sich eben nicht sehr natürlich und gesund an, sondern verursacht möglicherweise sehr viel Stress. Und das kannst Du nicht gebrauchen. Ehrlich.
Ich empfehle Dir einen Einstieg, bei dem Du Schritt für Schritt Deine Kohlenhydrate reduzierst. Das muss nicht bedeuten, möglichst schnell auf möglichst kleine Kohlenhydratanteile zu kommen. Es geht vielmehr um eine nachhaltige Reduktion in einen gesunden Bereich.
Gleichzeitig erhöhst Du den Anteil von gesundem (idealerweise tierischem) Eiweiß und gesunden Fetten.
Im Ergebnis merkst Du, dass sich etwas ändert. Du musst beispielsweise nicht mehr direkt nach dem Aufstehen etwas zu Dir nehmen. Oder Du verspürst kurz nach der Mittagsmahlzeit nicht mehr das Bedürfnis, noch einmal “eine Kleinigkeit” zu essen. Das ist Dein Blutzuckerspiegel, der in ausgeglicheneren Bahnen verläuft. Und das merkst Du.
Dein Fastenweg
Wenn Du merkst, dass Du morgens nicht direkt Frühstück benötigst, dann probiere doch einmal aus, wie lange es dauert, bis sich Dein Hungergefühl einstellt! Genau dann ist es Zeit, etwas zu essen. Jetzt genieße eine vollständige Mahlzeit, die Dich sättigt und Dich zufrieden stellt!
Auf diese Weise kannst Du den Zeitraum zwischen Abendessen und Frühstück immer weiter ausdehnen. Wie viele Stunden sind es jetzt? Du hast Dein Abendessen vielleicht 19 Uhr beendet, hast eine Essenspause inklusive Nachtruhe genossen und frühstückst erst 9 Uhr. Voilà, 15 Stunden gefastet. 🙂
Vielleicht schaffst Du es irgendwann einmal, auf das Frühstück ganz zu verzichten? Gib Dir Zeit für Deinen Fastenweg und genieße derweil die Essenspausen!
Natürliches Fasten kannst Du lernen
Du siehst, dass Fasten ein ganz normaler Vorgang für Deinen Körper ist. Wir Menschen sind dafür ausgelegt, immer wieder Fastenperioden einzulegen. Wir brauchen sie regelrecht.
Der Arzt, dessen Ratschlag ich anfangs für unanwendbar hielt, hatte recht: weniger häufig zu essen ist für mich ein wichtiges Werkzeug geworden auf meinem eigenen Weg zu mehr Energie und einem besseren Wohlbefinden.
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Foto: Genuss und Glück, Mickley
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Franziska hat sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autoimmunerkrankung(en) spezialisiert. Dabei richtet sie ihr Handeln an der menschlichen Natur aus: jeder Schritt zu "mehr Mensch" ist ein Schritt in Richtung gesteigerter menschlicher Gesundheit. Das bedeutet auch, durch gesunde Ernährung und Lebensweise Krankheiten möglichst gar nicht erst zuzulassen. Franziskas Artikel liefern nicht nur Wissen sondern auch Rezeptideen, denn sie ist durch ihre eigene gesundheitliche Reise zu einer kreativen Köchin geworden.
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