Rost kennst Du. Aber wusstest Du, dass der Mechanismus dahinter auch innerhalb Deines wunderbaren Körpers statt findet? Und auch wenn Du grundsätzlich ein Fan von einem “Vintage” oder “Shabby” Stil bist, hat es auf Deine innere Gesundheit eher negative Auswirkungen… oxidativer Stress nämlich bringt den sprichwörtlichen Rost in Dein Getriebe.
In diesem Artikel beschreibe ich Dir, was Oxidation ist, wann sie zu oxidativem Stress führt, in welchem Zusammenhang dessen Auswirkungen mit Deiner Gesundheit stehen (inklusive Deiner Schilddrüsengesundheit) und was Du selbst tun kannst, um den inneren Rost abzubauen und zu vermeiden.
Was ist Oxidation?
Es gibt Autos – vielleicht jenes auf dem Bild hier – die scheinen schneller als andere zu rosten. Wenn Eisen mit Sauerstoff in Kontakt kommt, bildet sich eine sogenannte oxidierte Korrosion, die als Rost bezeichnet wird. Rost ist ein Beispiel für Oxidation. Andere Beispiele dafür sind die grünliche Patina, die Du häufig auf der Oberfläche von Kupfer beobachten kannst, die blasser werdende Farbe Deiner Klamotten oder die braune Färbung, die recht bald nach dem Aufschneiden eines Apfels sichtbar wird.
Auch in Deinem Körper kommt es zur Oxidation. Klingt vielleicht auch logisch, wenn Du bedenkst, dass Sauerstoff eine wichtige Variable dafür ist und Dich erinnerst, dass ohne Sauerstoff in unserem Körper kein Leben statt finden kann. Diese ganz normale chemische Reaktion – jede Minute, jede Stunde und jeden Tag – passiert genau dann, wenn Deine Zellen mit Sauerstoff in Kontakt kommen. Oxidation ist einfach notwendig. Ohne sie könntest Du Deinen Körper und alle seine Zellen nicht mit Energie versorgen.
Oxidation hilft Deinem Organismus auch, alte Zellen zugunsten neuer Zellen loszuwerden. Dein Immunsystem nutzt Oxidation, um Krankheitserreger anzugreifen und abzutöten.
Oxidation ist eine chemische Reaktion
Ein bisschen detaillierter ist es so: Sauerstoff (O2) kommt innerhalb unseres Körpers mit einem Molekül in Kontakt. Dadurch wird dieses Molekül sauerstoffhaltig, was gleichzeitig bedeutet, dass das Molekül ein Elektron verliert. (Ein Elektron ist ein winzig kleines Teilchen mit negativer elektrischer Ladung.) Wenn das Molekül ein Elektron entrissen bekommen hat, ist es gewissermaßen nicht mehr “vollständig” und versucht, sich mit einem anderen Molekül zu verbinden, um wieder vollständig zu werden. Diese ständige dringende Suche nach Verbindung erzeugt ein instabiles “freies Radikal”.
Freie Radikale sind unvollständige Moleküle, die gleichzeitig instabil sind. Sie suchen permanent nach einem passenden Elektron, um wieder komplett zu werden. Auf der Suche nach einem geeigneten Bindungspartner gehen freie Radikale sehr rücksichtslos und auch sehr schnell vor: Wenn ein freies Radikal entsteht, dauert es nur 0,00000000001 Sekunden, bis es ein “Opfer” attackiert. Es entreißt dem nächstbesten intakten Molekül das von ihm benötigte Elektron. Und genau dieser Vorgang heißt Oxidation.
Oxidation ist per se nichts schlechtes. Dein Körper produziert bei ganz alltäglichen Vorgängen eine ganze Menge freier Radikale. Dazu gehören die Zellatmung oder auch Immunreaktionen.
In unserer modernen Welt gibt es eine große Handvoll äußerer Einflüsse, die ebenfalls freie Radikale in unserem Körper begünstigen. Dazu gehören:
- Chemikalien und Lösungsmittel
- Luftverschmutzung (Verkehr, Industrie, Haushalte)
- Schädliche Lebensmittel (z.B. industriell verarbeitete Fette oder Zucker)
- Lebensmittelzusatzstoffe (Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Aromen und mehr)
- Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln (Herbizide, Fungizide, Pestizide)
- Radioaktive und elektromagnetische Strahlung
- Übertriebene Sonneneinwirkung
- Körperpflegeprodukte aus synthetischen Rohstoffen
- Alkohol
- Medikamente und Drogen
Oxidativer Stress
Wenn die Oxidation ein gewisses Maß übersteigt, belastet dies Deinen Körper. Er verliert unter Umständen die Fähigkeit, sich um alle freien Radikale zu kümmern, die durch die ständige Oxidation verursacht werden. Der Körper wird dann vom Überschuss an sauerstoffhaltigen freien Radikalen, die alle möglichen Arten von Schäden verursachen, überwältigt. Wir sprechen von „oxidativem Stress“.
Um mit freien Radikalen und vielleicht auch oxidativem Stress fertig zu werden, braucht Dein Körper potente Helfer, die sogenannten Antioxidantien. Die gibt es von außen (zum Beispiel über die Nahrung aufzunehmen) oder auch von innen, denn Dein Körper bildet gewisse Antioxidantien selbst.
Beunruhigenderweise kann oxidativer Stress zum Verlust eines Deiner wichtigsten und selbst produzierten Antioxidantien führen: Glutathion. Glutathion ist ein starkes Antioxidans. Es wird von Deinen eigenen Zellen produziert und neutralisiert freie Radikale. Wie praktisch, dass es mit anderen Antioxidantien wie Vitamin C und E zusammen arbeitet, die wir aus der Ernährung aufnehmen! Aber wenn Dein Glutathionspiegel sinkt, kann dies zu einer Kaskade toxischer Verschlechterung und Schädigung führen, die Zellen, Gewebe und Organe betrifft. Unter anderem:
- chronische Entzündungen1
- kognitive Dysfunktion2
- Alzheimer3
- Parkinson4
- Krebs5
Klingt das für Dich dramatisch? Ja, freie Radikale können alle Arten von Chaos verursachen. Glücklicherweise verfügt ein gesunder und ausgeglichener Körper über die eingebaute Fähigkeit, diese instabilen freien Radikale mit antioxidativen Abwehrmechanismen in Schach zu halten – oder zumindest das Chaos eines freien Radikals zu verlangsamen. Zu diesen Helden gehören Radikalfänger (antioxidative Enzyme), die all diese rasenden freien Radikale neutralisieren können. Dein Körper verwendet wie oben beschrieben auch Nährstoffe aus Deiner Ernährung, um freie Radikale zu unterdrücken.
Oxidativer Stress und Deine Schilddrüse
Wissenschaftler fanden Zusammenhänge zwischen einer Schilddrüsenunterfunktion und oxidativem Stress. Das bedeutet, dass der Mangel an Schilddrüsenhormonen oxidativen Stress begünstigt.6
Hashimoto führt zu vermehrter Oxidation7 und auf der anderen Seite fördert oxidativer Stress das Fortschreiten einer Hashimoto-Thyreoiditis, einem häufigen Grund für Schilddrüsenunterfunktion.8
Eine Schilddrüsenunterfunktion führt häufig zu einem Mangel an Magensäure und das wiederum hat erhebliche Nährstoffdefizite zur Folge, die dann weiter zur übermäßigen Oxidation beitragen.
Deine “Werkzeugkiste” gegen oxidativen Stress
Ich finde es tröstlich: Du bist diesen Mechanismen nicht ausgeliefert, sondern kannst handfeste Änderungen vornehmen, um die übermäßige Produktion freier Radikale einzudämmen und so oxidativen Stress abzubauen und für die Zukunft zu vermeiden:
1. Reduziere die Kohlenhydrate in Deiner Ernährung
Wenn Du Dich auf Glukose als wichtigste Energiequelle verlässt – das ist automatisch durch unsere gängige westliche Standard-Ernährung der Fall – produzierst Du eine Vielzahl von freien Radikalen. Das muss nicht sein. Reduziere Kohlenhydrate in der Ernährung, um dem entgegen zu wirken.
2. Unterstütze Deine Leber bei der Glutathion-Produktion
Alle Deiner Körperzellen können Glutathion produzieren, aber die Herstellung von diesem Antioxidans in Deiner Leber ist am wichtigsten. Schon allein durch die Umsetzung des ersten Tipps entlastest Du sie, denn eine essentielle Aufgabe der Leber ist es, Glukose zu verstoffwechseln und einzulagern. Die nicht-alkoholische Fettleber ist eine aufkommende Erkrankung unserer modernen Zeit, die mit dem übermäßigen Kohlenhydrat-Konsum einher geht.
Die Leber verfügt über eine hervorragende Regenerationskraft und kann noch durch weitere “Werkzeuge” unterstützt werden:
- Vermeidung von Alkohol
- Vermeidung unnötiger Medikamente
- Vermeidung von Nikotin
- Vermeidung von Koffein
- Vermeidung giftiger Kosmetika
- Vermeidung von Fertig-Lebensmitteln
- …
3. Unterstütze auch Deinen Darm
Wenn Dein Darm zuverlässig funktioniert, lässt er gewisse “Störenfriede” erst gar nicht in Deinen Körper. Das bedeutet, die Leber hat wiederum weniger zu tun, diese regelrechten Gifte wieder aus dem Organismus zu entfernen.
4. Lerne, mit Stress umzugehen
Stress führt zu Oxidation. Um oxidativen Stress zu vermeiden, kannst Du bestimmte Techniken lernen. Wie wäre es zum Beispiel mit Yoga, Meditation, Spazierengehen oder Musikhören? Es gibt hier so viele Möglichkeiten, dass Du mit ein bisschen Ausprobieren bestimmt genau Dein Werkzeug findest.
5. Lache!
Lachen baut unmittelbar Stress ab. Hast Du heute schon gelacht? Wenn nicht, dann lächele Dich selbst an und richte Dein Leben so ein, dass Du öfters am Tag lachen kannst.
6. Baue überschüssiges Körpergewicht ab!
Diese Studie9 fand einen Zusammenhang zwischen überschüssigem Körpergewicht und dem Grad des oxidativen Stress bei Hashimoto-Betroffenen. Wenn Du Dein Körpergewicht optimierst, hast Du diesen Aspekt besser im Griff. Mit einer kohlenhydratreduzierten Ernährungsweise fällt Dir das Abnehmen leichter.
7. Achte auf Deinen Schlaf
Eine der Schlüsselfunktionen Deines Schlafes ist es, oxidativen Stress abzubauen.10 Unterschätze diesen Aspekt nicht!
8. Probiere wirksame Medikamente gegen Schilddrüsenunterfunktion
Da die Schilddrüsenunterfunktion selbst zu oxidativem Stress beiträgt, kannst Du als Hashimoto-Betroffene dort direkt ansetzen. Vielleicht hat Deine Unterfunktion mit Deiner L-Thyroxin-Medikation zu tun? Dann empfehle ich Dir, mit Deinem Arzt oder Therapeuten darüber zu sprechen, zusätzlich T3 einzunehmen oder auch auf natürliche Schilddrüsenextrakte umzusteigen. In diesem Artikel hier hatte ich über Medikamente bei Hashimoto geschrieben.
Fazit über den Rostschutz
Während freie Radikale und Antioxidantien Teil der natürlichen und gesunden Funktion Deines Körpers sind, tritt oxidativer Stress auf, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten. Oxidativer Stress kann Deinen Körper schädigen, was im Laufe der Zeit zu einer Reihe von Krankheiten führen kann. Hashimoto-Thyreoiditis und auch eine Schilddrüsenunterfunktion stehen wechselseitig mit oxidativem Stress in Verbindung.
Du kannst – und solltest – Deine Exposition gegenüber freien Radikalen nicht vollständig vermeiden. Denn das hieße, mit dem Leben aufzuhören. Aber es gibt einige Werkzeuge aus den Bereichen Ernährung, Bewegung und Umweltfaktoren, die Deinem Körper helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
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1 S. Reuter et al 2010. Oxidative stress, inflammation, and cancer: how are they linked?.
2 ScienceGuide 2012. Dementia research: tackle oxidative stress.
3 X. Zhu et al 2007. Causes of oxidative stress in Alzheimer disease.
4 C. Mytilineou et al 2002. Glutathione depletion and oxidative stress.
5 B. Upham, J. Wagner 2001. Toxicant-Induced Oxidative Stress in Cancer.
6 Bhawna Bhimte et al 2011. Oxidative stress status in hypothyroid patients.
7 K. Morawska et al 2020. Enhanced Salivary and General Oxidative Stress in Hashimoto’s Thyroiditis Women in Euthyreosis.
8 Ihsan Ates et al 2017. The effect of oxidative stress on the progression of Hashimoto’s thyroiditis.
9 M. Giannakou et al 2018. The effect of obesity and dietary habits on oxidative stress in Hashimoto’s thyroiditis.
10 V. Hill et al 2018. A bidirectional relationship between sleep and oxidative stress in Drosophila.
Foto: Simon Kuznetsov @ Unsplash
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Franziska hat sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autoimmunerkrankung(en) spezialisiert. Dabei richtet sie ihr Handeln an der menschlichen Natur aus: jeder Schritt zu "mehr Mensch" ist ein Schritt in Richtung gesteigerter menschlicher Gesundheit. Das bedeutet auch, durch gesunde Ernährung und Lebensweise Krankheiten möglichst gar nicht erst zuzulassen. Franziskas Artikel liefern nicht nur Wissen sondern auch Rezeptideen, denn sie ist durch ihre eigene gesundheitliche Reise zu einer kreativen Köchin geworden.
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